Ein Beitrag aus Stadtentwicklungsperspektive zu den französischen Kommunalwahlen

Mit grüner Politik lassen sich Wahlen gewinnen. Anne Hidalgo von den französischen Sozialisten hat mit Ihrem Konzept der radikalen Umgestaltung von Paris in den vergangenen Jahren viel bewirkt und deutlich am vergangenen Wochenende die Kommunalwahl gewonnen. Sie wird auch für die nächsten Jahre dort Bürgermeisterin sein. On entre dans un monde qui misera sur la coconstruction, le partage, le recyclage, le localisme, la vie . Das Gemeinsame, Teilen, Wiederverwendung, Fokus auf die kleinen Einheiten kann auch in Bremen gelingen.
Nicht nur eine „grüne Welle“ hat in Frankreich bei den lokalen und regionalen Wahlen gewonnen, auch die Hälfte der der zehn größten französischen Städte werden demnächst von Frauen regiert. Anne Hidalgo hat als Wahlkampfmotto die „Stadt der Viertelstunde“ für Paris betrieben: Leben und Arbeiten in erreichbaren Abständen von 15 Minuten.

Dies sind auch Stichworte für die Umgestaltung in Bremen: wir haben das Fahrradquartier in der Neustadt, eine ohnehin relativ hohe Quote der Radnutzung ( ca. 25 %) und einen anständigen ÖPNV, der allerdings noch ausgebaut werden muss. Dies kann z.B. Bürgerbusse in den Stadtteilen einschließen.

Weiteres Etappenziel, auch mit dem Gewerbeentwicklungsplan 2030, ist die Umsetzung der „produktiven Stadt“. Produktion, Handwerksbetriebe, Dienstleitungen nicht mehr ausserhalb der Stadt anzusiedeln, sondern in lebendige Quartiere zurückholen. Hier gibt es im Bremer Westen das Quartiersentwicklungskonzept „Walle Central 2040“, welches beruhigte Verkehrsinfrastrukturen als Grundlage für die ökonomischen und soziale Entwicklung der Ortsteile Steffensweg und Walle sieht. In der Diskussion um Zukunftsorte im Sinne der Produktiven Stadt sollen Teile des Kellogg-Areal, vom Tabakquartier, ein Teilgebiet der Kornstraße und voraussichtlich das Hachez Gelände umgebildet werden.  Die Bremer City steht ebenfalls vor einer Umgestaltung.

Diese Entwicklungen auf Stadtteilebene sollte ergänzt werden durch ein Steuerbündnis mit dem Umland, um die Infrastrukturleistungen und –Lasten gerechter zu verteilen. Auch hier eine neue Qualität der Zusammenarbeit jenseits des Länderfinanzausgleich suchen: Pendelverkehre sind DIE große Quelle der verstopften Straßen.
Walle Central 2040 wurde im Beirat Walle entwickelt und mit den Anwohnerinnen und Anwohnern in 2019 in zwei Workshop genauer definiert. Die dort geleisteten Beiträge sind in einer Tabelle ausgewertet und erstmalig vom Amt für Strassen und Verkehr bei der Neuplanung des Steffensweg eingesetzt worden. Stadtplanung von Unten!

So geht es auch in Bremen weiter: mit den Bürgerinnen und Bürgern die Stadtgesellschaft gestalten.

Karsten Seidel
Beirat Walle