“Bitte geht nicht zur Tagesordnung über. Bitte vergesst Afghanistan nicht!”, betonte Laila Noor, Vorsitzende der Independent Afghan Women Association (iawa) am Ende unserer Podiumsdiskussion. Sie schilderte, warum die jetzige Rückeroberung der Taliban so dramatisch für die afghanische Bevölkerung ist und wie dieser seit 42 Jahren währende Kampf um Freiheit, Bildung und gleiche Rechte sie beschäftigt.

Die Lage in Afghanistan nach dem Sieg der Taliban ist weiterhin verheerend, auch wenn das Thema langsam aus unseren Nachrichten verschwindet. Viele Menschen leben in Angst um ihre Angehörigen oder Freund*innen. Es ist und ble ibt wichtig, möglichst viele Menschen zu retten.
Über dieses Thema haben wir bei unserer Veranstaltung am Osterdeich gesprochen. Neben Laila Noor waren Jamila Schäfer, stellvertretende Bundesvorsitzende der GRÜNEN und Alexandra Werwath, Landesvorstandssprecherin der Bremer GRÜNEN auf dem Podium. Unsere Bremer Bundestagsabgeordnete Kirsten Kappert-Gonther moderierte den Abend.
“Was man an den Fehlern bei der Evakuierung der Bundesregierung sieht, ist, dass deutsche Außenpolitik hier nach innenpolitischem Kalkül gemacht wurde”, sagte Jamila Schäfer und berichtete von vielen Menschen, die aufgrund unnötiger bürokratischer Hürden und fehlender Unterstützung des Auswärtigen Amtes nicht aus Afghanistan gerettet werden konnten.
“Es war seit Monaten klar, dass die Taliban zurückkommen würden und dann die Ortskräfte in ihr Visier geraten würden. Es war nicht im Interesse der Bundesregierung möglichst vielen Menschen zu helfen, sondern möglichst komplizierte Verfahren zu schaffen. Dabei wäre die Evakuierung für viele Menschen die letzte Rettung gewesen.”, so Jamila Schäfer. Alexandra Werwath ergänzt: “Das war ein Versagen mit Ansage. Wir müssen als Land Bremen gemeinsam mit anderen Bundesländern vorangehen und möglichst viele Menschen aus Afghanistan und den angrenzenden Ländern retten. Afghanistan war und ist kein sicheres Land, es ist richtig, dass wir schon seit Jahren aus Bremen dorthin nicht abschieben. Das muss bundesweit auch so sein.”
“Es muss jetzt möglich gemacht werden, dass praktikabel und schnell Ortskräfte, aber auch Frauenrechtler*innen, Wissenschaftler*innen, Künstler*innen, Journalist*innen gerettet werden.”, so Kirsten Kappert-Gonther.
Uns es liegt auch an uns allen, machte Jamila Schäfer deutlich, denn: “Unsere Regierung hat vor allem aus Angst vor der politischen Rechten in Deutschland die Menschen dort im Stich gelassen. Es liegt in unserer Verantwortung, dass die Stimmen der Menschlichkeit lauter sind als die der Angst und des Hasses!”
Laila Noor leistet seit Jahren großartige Arbeit mit ihrer Organisation iawa, die u.a. Schulen in Afghanistan baut. Die aktuelle Situation stellt die Arbeit der Organisation vor riesige Probleme. Die humanitäre Hilfe müsse weitergehen, die Menschen müssten wissen wie es weitergehen soll, so Laila Noor. Auch die iawa wird weitermachen – unter erschwerten Bedingungen. Aktuell sei es nicht einmal möglich, Geld nach Afghanistan zu schicken. Wir danken Laila Noor für ihre persönlichen Einblicke und ihre Arbeit.

Links zum Thema:
Independent Afghan Women Association (iawa): https://iawa-online.org/
Kabul Luftbrücke: https://www.kabulluftbruecke.de/
Jamila Schäfer: https://jamila-schaefer.de/
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