Pandemie-Folgen: Koalition will Schuldnerberatung stärken

Das Bremer Regierungsbündnis will auf grüne Initiative die präventive Schuldnerberatung ausweiten. Hintergrund für den Antrag: Im Zuge der Corona-Pandemie haben viele Menschen durch Kurzarbeit oder Arbeitsplatzverlust erhebliche Einbußen beim Einkommen erlitten. Die Schuldnerberatungen in Bremen und Bremerhaven verzeichnen einen deutlichen Anstieg von Menschen, die nicht mehr wissen, wie sie ihre Raten und Rechnungen bezahlen sollen. Dies gilt insbesondere auch für Studierende, die ihren Nebenjob verloren haben, Soloselbstständige mit erheblichen Auftragseinbußen und Künstler*innen. Auf diesen Personenkreis soll der Senat das Beratungsangebot ebenso ausweiten wie er auch angesichts des gestiegenen Bedarfes eine auskömmliche Finanzierung der präventiven Schuldnerberatung sicherstellen soll. Nicht zuletzt sieht der Antrag eine Bundesratsinitiative vor, damit der Bund wegen der zu erwartenden Unternehmensinsolvenzen und Arbeitsplatzverluste mehr Verantwortung übernimmt und alle überschuldeten Menschen einen Anspruch auf Beratung erhalten. Bisher ist die präventive Schuldnerberatung eine freiwillige Leistung der Kommunen.

In keinem anderen Bundesland sind Menschen so häufig überschuldet wie in Bremen, so die sozialpolitische Sprecherin Sahhanim Görgü-Philipp, die Corona-Pandemie spitzt die Lage weiter zu: „Wer in die Schuldenfalle gerät, braucht Unterstützung. Mit den eintreffenden Rechnungen geht oftmals eine Überforderung einher. Existenzängste und psychische Probleme nehmen zu. Die Übersicht, was zuerst bezahlt werden sollte, geht verloren. Hier setzt die präventive Schuldnerberatung an. Sie berät, hilft und begleitet die Menschen. So können Lohnpfändungen abgewendet, Einigungen mit Gläubigern erzielt oder Privatinsolvenzen eingeleitet werden. Die Schuldnerberatungsstellen bahnen den Weg aus der Krise. Gerade wegen der Pandemie-Folgen werden sie künftig noch stärker gebraucht. Die Beratungsstellen benötigen eine zuverlässige Finanzierung, die es ihnen ermöglicht, der steigenden Nachfrage gerecht werden zu können. Das Tabuthema Schulden erfordert pragmatische Unterstützung, die die Folgekosten für die Sozialsysteme verringert und individuelle Wege aus der Schuldenfalle aufzeigt.“