Angesichts des dramatischen Artensterbens ist der Senat gefordert, ein Insektenschutzprogramm als Pfeiler der Bremer Biodiversitätsstrategie zu entwickeln. Das ist der zentrale Punkt eines Antrages, den die Stadtbürgerschaft heute auf grüne Initiative beschlossen hat.
Rund ein Viertel der Tier- und Pflanzenarten ist bedroht. Allein in deutschen Schutzgebieten ist die Biomasse an Insekten in den vergangenen 30 Jahren um über 75 Prozent zurückgegangen. Intensive Landwirtschaft, ungebremste Versiegelung von Grünflächen und der beschleunigte Klimawandel sind die Treiber des katastrophalen Artensterbens.
Angesichts der alarmierenden Zahlen erklärt der umweltpolitische Sprecher Ralph Saxe: „Es gilt jetzt zu retten, was noch zu retten ist. Das Insektensterben hat verheerende Folgen für die biologische Vielfalt. Mit den Insekten verschwindet die Nahrungsgrundlage für viele Tiere wie etwa Vögel. Über 80 Prozent der heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Sterben Biene, Schwebfliege & Co. aus, kollabieren die Ökosysteme – damit ist dann auch der Mensch bedroht. Die Biodiversitätsstrategie dient dem Schutz unserer Lebensgrundlagen. Dabei muss der Insektenschutz eine herausragende Rolle spielen.
Wir haben von Blühflächen über begrünte Haltestellen bis zu Grünfassaden viele Möglichkeiten, die kleinen ökologischen Riesen zu unterstützen. Der Maßnahmenkatalog muss konsequent und zügig umgesetzt werden. Wir erwarten, dass es schon in dieser Legislaturperiode zur Umsetzung von Maßnahmen kommt. Deutlich mehr Blühflächen im öffentlichen Raum ergeben schön sichtbare, gute Beispiele.“
Der Antrag sieht umfangreiche Maßnahmen für den Insektenschutz vor. So soll der Senat z.B. den Pestizideinsatz auf öffentlichen und verpachteten Flächen unterbinden. Mehr begrünte Haltestellen, Blühflächen mit insektenfreundlichen Pflanzen und naturnah gestaltete Friedhofsflächen gehören ebenso zum Forderungskatalog wie eine extensive Pflege der Grünflächen. Das Förderprogramm für die Dach- und Fassadenbegrünung soll erweitert werden. Auch bei Baum-Pflanzungen und der Auswahl von Straßenbeleuchtung soll der Insektenschutz künftig eine größere Rolle spielen. Nicht zuletzt soll der Senat einen Preis für Unternehmen ausloben, die sich z.B. bei der Gestaltung des Firmengeländes für die biologische Vielfalt engagieren.
Neuste Artikel
Kinderpolitik
Vorgezogene Sprachstandserhebung zeigt Wirkung
Die vorgezogene Sprachstandserhebung und die Direktansprache von Familien mit Kindern, die vor der Einschulung bisher keine Kita besucht haben, zeigen erste Wirkung: Bremen und Bremerhaven erreichen inzwischen frühzeitiger Kinder mit Förderbedarf in der Sprache Deutsch, so dass sie noch ein Jahr vor dem Schulstart in der Kita verbindlich gefördert werden können. Das geht aus den…
Haushaltspolitik
Landtag macht Weg für Klimaschutz-Investitionen frei
Bremen investiert in den kommenden Jahren kräftig in den Klimaschutz: Der Landtag hat am Mittwoch mit den Stimmen der Koalition den Nachtragshaushalt 2023 beschlossen und eine außerordentliche Notlage erklärt. Damit ist der Weg frei für das 2,5 Milliarden umfassende Klimaschutz-Paket. In dieser Höhe kann Bremen bis 2027 Notlagen-Kredite für die Finanzierung von Klimaschutz-Investitionen u.a. in…
Wirtschaftspolitik
Bremen stellt Weichen für Flächenkreislaufwirtschaft
Bremen setzt künftig auf die klimaschonende Flächenkreislaufwirtschaft: Die Stadtbürgerschaft hat heute das Gewerbeentwicklungsprogramm 2030 (GEP 2030) beschlossen. Das Wirtschaftswachstum wird damit vom Verbrauch wertvoller Naturflächen entkoppelt. Die Dispositionsreserve – also der Vorrat an vollständig erschlossenen Flächen zur gewerblichen Nutzung – wird künftig stetig steigend aus bereits versiegelten Brach- und Konversionsflächen gefüllt. Dies ist auch deshalb…
Ähnliche Artikel