Wie können wir gewährleisten, dass alle Kinder und Jugendlichen zu ihrem Recht auf gute Bildung kommen? Denn nur mit gerechter Bildung werden wir das Versprechen einer guten Zukunft für die kommenden Generationen gewährleisten können. Im Frühjahr 2021 setzte die Grüne Landesmitgliederversammlung eine Bildungskommission ein, um über neue Ziele und Wege für eine gerechte Bildung im 21. Jahrhundert nachzudenken ohne dabei den Schulkonsens in Frage zu stellen. Ein Positionspapier wurde am Sonnabend den Mitgliedern auf dem Parteitag vorgestellt und von diesen beschlossen.
Kernthemen sind u.a. eine Komplettversorgung der über Dreijährigen und eine Versorgungsquote von 60 Prozent der unter Dreijährigen in jedem Stadtteil in Bremen und Bremerhaven. Das letzte KiTa-Jahr soll nach Wunsch der Bremer GRÜNEN verpflichtend für alle Kinder werden. Darüber hinaus ist das verpflichtende KiTa-Brückenjahr für Kinder mit diagnostiziertem Sprachförderbedarf ein wichtiger Baustein. Dazu gehört auch die Ausbildung von Fachkräften sowie die Schulung für den alltäglichen Umgang mit Diskriminierung, wie Queer-Feindlichkeit, Rassismen oder Sexismus und ihre intersektionalen Wirkungsweisen. Die Vielfalt von Kindern und Jugendlichen an einer inklusiven Schule braucht ein vielfältiges, multiprofessionelles Personal.
Jede Schule braucht eine Antidiskriminierungsstrategie mit umfassenden, passgenauen Qualifizierungsmaßnahmen für die Kollegien. Gleichzeitig sollen schulübergreifend niederschwellige, externe Beratungs- und Beschwerdestrukturen geschaffen werden. Auch Schulpersonal macht Rassismuserfahrungen – dagegen braucht es eine bessere Zusammenarbeit mit zuständigen Stellen.
Weiter heißt es in dem Positionspapier, dass die gebundene Ganztagsschulen ein zentrales Instrument sei, um Bildungsgerechtigkeit zu bekämpfen. Schüler*innen können dort unabhängig vom Elternhaus vielfältige soziale, sportliche, künstlerische oder handwerkliche Erfahrungen machen, die sie in ihrer Entwicklung unterstützen.
Schulen mit ihren Schulhöfen und KiTas sollen zudem in das öffentliche Leben unserer Städte Bremen und Bremerhaven ganztägig integriert werden. Sie sollen als Orte der Begegnung gefördert werden, für alle im Stadtteil lebenden Menschen.
„Wir unterstützen die Kooperationen von Grundschulen mit weiterführenden Schulen im sogenannten Campusmodell und streben das gemeinsame Lernen von Klasse 1 bis 10 an. So können Schüler*innen einfacher länger oder kürzer in einer jahrgangsübergreifenden Lerngruppe (mit 2 oder 3 Jahrgängen) bleiben, ohne dabei aber die harten Brüche des Wiederholens oder Überspringens zu erleben und in ihrem eigenen Tempo lernen“, ist ein weiterer zentraler Punkt des Positionspapiers.
Alexandra Werwath, Landesvorstandssprecherin von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bremen: “Im Mittelpunkt unserer Politik steht der Mensch in seiner Würde und Freiheit.“ Dieser erste Satz unseres Grundsatzprogramms ist auch die Leitlinie unserer Bildungspolitik. Deshalb müssen ihre Maßnahmen dort ansetzen, wo Würde und Freiheit drohen beschnitten zu werden, oder wo andererseits selbstbestimmtes Leben, Lernen und Arbeiten explizit gefördert werden können. Wir sollten aber auch neben Würde und Freiheit die Einzigartigkeit ergänzen.
Wir entwickeln unsere Bildungspolitik nicht von der Struktur, sondern vom Kind, Jugendlichen, Studierenden, aus, und fragen uns, was ein Mensch braucht, um in der Welt von Morgen und Übermorgen, ein glückliches Leben zu führen. Und diese Welt ist geprägt von großen Umwälzungen. Globalisierung, Digitalisierung, Klimakrise und jetzt auch noch Corona-Pandemie und Krieg.
Was wir brauchen, ist ein neuer gesellschaftlicher Aufbruch für gute und gerechte Bildung mit Weitblick in unserem Land, ein Aufbruch der nicht erst darauf wartet bis eine Vorlage bis ins kleinste Detail durch diskutiert, aber dann die Umsetzung nicht klappt.”
Sona Terlohr, Mitglied des Landesvorstands von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bremen: „Es kann nicht sein, dass Kinder nicht zur Schule gehen können, wenn ihre Assistenz sich krank meldet! ‘Gerechte Bildung’ bedeutet ein gleichberechtigter Zugang zu Bildung auch für Menschen mit Behinderung. “Es reicht nicht, Inklusion nur zu beschließen. Inklusion ist ein kontinuierlicher Prozess! Das Menschenrecht, das sich aus der Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung der Vereinten Nationen ergibt, umfasst das Leben in einer inklusiven Gesellschaft.
Die ausführlichen Positionen und Einordnungen zur Bildungspolitik können Sie im Positionspapier „Gerechte Bildung für das 21. Jahrhundert – warum wir unsere Schulen besser machen müssen und wie wir sie besser machen können“ nachlesen.
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