Für das Mahnmal, das an die massenhafte Beraubung von vertriebenen und ermordeten Jüd*innen im Nationalsozialismus erinnern soll, kann jetzt ein Alternativstandort an den Weser-Arkaden in Höhe der Wilhelm-Kaisen-Brücke geprüft werden. Dafür hat der Senat nun die entsprechenden Mittel bewilligt. Eigentlich sollte das Mahnmal in den Schlachte-Stufen realisiert werden, auf Vorschlag der Mahnmal-Initiator*innen sowie mit Unterstützung von Jüdischer Gemeinde und Künstler*in soll aber zunächst noch der Arkaden-Standort auf seine Eignung geprüft werden. So sieht es auch die Koalitionsvereinbarung vor. Das Mahnmal an dieser Stelle hätte aus Sicht der Grünen-Fraktion einige Vorzüge. Dazu erklärt Kai Wargalla, Sprecherin für Kultur und Strategien gegen Rechtsextremismus: „Das Ziel muss für uns alle sein, dass ein würdiges Gedenken ermöglicht wird. Der Arkaden-Standort bietet hierfür eine geeignete Möglichkeit. Deshalb ist es richtig, diesen Standort prüfen zu lassen. An der Schlachte wird viel Party gemacht. Außerdem sind dort wegen der geringen Höhe tiefe Einschnitte in die künstlerischen Aspekte des Mahnmals unumgänglich. An den Arkaden ist es ruhiger, man kann sich besser auf das Mahnmal konzentrieren. Und der Schacht des Mahnmals, der die Leere thematisiert, kommt dort viel besser zur Geltung. Ein Mahnmal an den Weser-Arkaden wird auch von vielen Menschen wahrgenommen und kann so seine Wirkung entfalten.“
Das geplante Mahnmal erinnert an die wirtschaftliche Dimension des Holocaust, die Beraubung und Existenzvernichtung der Jüd*innen. Hauptprofiteur der sog. ‚Aktion M‘ war Kühne + Nagel. Das Logistikunternehmen hat geraubte Möbel von jüdischen Deportierten durch Europa nach Deutschland transportiert und als mehrfach ausgezeichneter ‚NS-Musterbetrieb‘ an der sog. ‚Arisierung‘ gut verdient. Aber auch andere Unternehmen, das Finanzamt und viele Bremer*innen haben von der Beraubung profitiert. „Bremen hat beim Raubzug gegen unsere jüdischen Mitmenschen eine tragende Rolle gespielt. Wir müssen diesen grausamen Teil unserer Geschichte immer wieder sichtbar machen. Das ist gerade angesichts des zunehmenden Rechtspopulismus und Rechtsextremismus eine Aufgabe, für die sich alle Demokrat*innen einsetzen müssen“, betont Kai Wargalla.
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