Das Bremer Regierungsbündnis will auf grüne Initiative Musikclubs als Kulturorte anerkennen und fördern. Dafür soll der Senat zum einen ein eigenes Budget im Rahmen der Kulturförderung für die Haushalte 2022/23 auflegen und die Clubs zum anderen baurechtlich vor Verdrängung schützen. Das sind die Kernpunkte eines nun unter dem Titel ‚Music was my first love’ ins Parlament eingebrachten Antrages. Dazu erklärt die kulturpolitische Sprecherin Kai Wargalla: „Die Clubkultur spielt im gesellschaftlichen Leben Bremens eine enorm wichtige Rolle. Clubs sind mehr als nur ein Wirtschaftsfaktor in der Kreativwirtschaft – sie sind bedeutsame kulturelle Knotenpunkte, sie sind zentrale Orte für das Erleben und Performen von Livemusik. Clubs sind Räume für spartenübergreifende Experimente, Schutzräume für ihre Besucher*innen, Freiräume für Künstler*innen. Aber der künstlerische, kulturelle und soziale Wert von Musikclubs wird oft nicht anerkannt. Das sieht man auch im Baurecht, in dem Clubs als Vergnügungsstätten eingeordnet sind statt als Kulturstätten. Diese Benachteiligungen müssen endlich abgebaut werden, um Clubs in ihrem Bestand zu schützen und neue zu ermöglichen. Die Pandemie trifft die Clubs besonders hart. Wir tun gut daran, neben kurzfristigen Hilfen den Clubs auch langfristig bessere Perspektiven als bisher zu ermöglichen.“
Zum Hintergrund:
Musikclubs gehören zu den Fixsternen der Bremer Kultur. Sie sind ein bedeutender Standortfaktor u.a. für den Zuzug junger Menschen und haben für unterschiedlichste Szenen eine identitätsstiftende Funktion. Häufig finanzieren Clubs ihr kulturelles Programm durch Eintritt und Getränkeverkauf, eine staatliche Förderung ist äußerst selten. Dabei bieten sie nicht allein für Konzerte eine Bühne, sondern auch für andere Formate, von künstlerischen Installationen über Lichtkunst bis zum aktiven Engagement gegen Faschismus und Diskriminierung. Deshalb sollen Clubs künftig durch ein auf sie ausgerichtetes Kulturförderprogramm unterstützt werden. Mit zunehmender Innenverdichtung sind Clubs außerdem durch Umnutzungen in ihrem Umfeld bedroht. So kann die Umwandlung eines Nachbargrundstückes von einer gewerblichen Nutzung zu einer Wohnnutzung rasch das Aus für eine etablierte Spielstätte bedeuten. Die Regierungsfraktion wollen deshalb das sog. ‚Agent of Change’-Prinzip verankert wissen – wer neben einem Musikclub einen Neubau errichtet, muss für passiven Lärmschutz sorgen. Außerdem setzt sich die Koalition dafür ein, dass Clubs in der Baunutzungsverordnung auf Bundesebene als Kulturstätten („Anlagen für kulturelle Zwecke“) anerkannt werden statt wie bisher als Vergnügungsstätten.
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