Der städtische Klinikkonzern Gesundheit Nord (Geno) schließt zum September seine Schule für die Ausbildung von jährlich 20 Medizinisch-Technischen Laborassistent*innen (MTLA). Der Grund: Die Geno müsste aufgrund der Entwicklung des Hulsberg-Quartiers ein neues Labor einrichten, die Kosten sind für den angeschlagenen Konzern allein nicht zu stemmen. Außerdem beauftragt die Geno für Laborleistungen überwiegend externe Anbieter, nur rund zehn Prozent der von ihr ausgebildeten Laborkräfte stellt sie selber ein. Die Folge der Schulschließung: Die freien Kliniken und freien Labore in Bremen und Bremerhaven wären dadurch künftig komplett auf auswärtige MTLA-Fachkräfte angewiesen, doch an denen mangelt es bereits heute. Vor diesem Hintergrund drängt die rot-grün-rote Koalition darauf, mit einem neuen Modell den Bedarf an Laborassistent*innen in Bremen sicherzustellen. Einen entsprechenden Antrag haben die Fraktionen nun zur Beschlussfassung für die morgige Landtagssitzung eingebracht.
Medizinisch-Technische Assistent*innen seien im Gesundheitswesen unverzichtbar, betont die gesundheitspolitische Sprecherin Ilona Osterkamp-Weber, ihre Ausbildung müsse auch in Bremen sichergestellt werden: „Kliniken, Arztpraxen, Blutspendedienste und medizinische Laboratorien sind auf MTLA-Fachkräfte angewiesen. Ohne ihre Diagnostik sind Therapien und Behandlungserfolge nicht möglich. Daran ändert sich im Kern auch durch die fortschreitende Automatisierung in den Laboren nichts. Wie wichtig die Laborarbeit bei der Auswertung von Tests ist, zeigt sich gerade jetzt bei der Corona-Pandemie. Die Ausbildung von Fachkräften muss auch in Bremen fortgeführt werden. Es ist verständlich, dass die Geno angesichts ihres geringen Eigenbedarfes nicht alleine die Kosten für die Ausbildung von MTLA-Fachkräften finanzieren will. Nötig ist jetzt eine solidarische Lösung für die Ausbildung von MTLA-Fachkräften. Ziehen die freien Kliniken und Labore mit, sollte eine neue Ausbildungsstätte für MTLA-Fachkräfte in Bremen möglich sein. Mit unserer Initiative schaffen wir dafür die Grundlage.“
Konkret fordern die Koalitionsfraktionen den Senat auf, zunächst eine Bedarfsanalyse für Medizinisch-Technische Laborassistent*innen im Land Bremen und in der Nordwestregion zu beauftragen. Dabei muss auch der fortschreitende hohe Automatisierungsgrad der Laborleistungen berücksichtigt werden. Auf dieser Basis soll dann bei der anstehenden Novellierung des Bremischen Krankenhausgesetzes eine Änderung hinsichtlich der Finanzierung von Investitionskosten erfolgen. Dies ermöglicht eine gemeinsame Lösung von Krankenhäusern und Laborbetreibern bei der Finanzierung einer neuen Ausbildungsstätte. Bei der Überarbeitung der Ausbildungsvorgaben soll der Senat zudem prüfen, ob der praktische Teil der Ausbildung überwiegend z.B. in normalen Krankenhaus-Laboren stattfinden kann. Das würde die Kosten für eine neue MTLA-Schule verringern.
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