Von den Nazis wurde er wegen seiner jüdischen Mutter verfolgt, trotz des wieder zunehmenden Antisemitismus soll sein Name am Klinikum Bremen-Mitte nun offenbar verschwinden: Die Rede ist von Prof. Rudolf Hess, der lange Zeit leitender Arzt der Kinderklinik war. Seinen Namen trägt die Prof.-Hess-Kinderklinik seit 1966. Das neu gebaute Kinderkrankenhaus soll einem Medienbericht zufolge aber einen anderen Namen erhalten. Begründung: Mit dem Neubau beginne eine neue Zeitrechnung. Die Grünen-Fraktion macht diesen verstörenden Vorgang mit einer Anfrage an den Senat zum Thema im Parlament.
Das Gedenken an Prof. Hess darf nicht verblassen, betont die stellv. Fraktionsvorsitzende Henrike Müller, eine Umbenennung der Prof.-Hess-Kinderklinik ist unangemessen: „Angesichts des grassierenden Antisemitismus ist die angedachte Umbenennung ein fatales Signal. Die bisher bekannte Begründung ist schlicht hanebüchen. Wer den Namen von Prof. Hess mit der Begründung einer ‚neuen Zeitrechnung‘ ausradieren will, könnte genauso den berüchtigten ‚Schlussstrich‘ ziehen wollen. Hinter die nationalsozialistischen Verbrechen kann man keinen Haken machen. Wir erwarten vom Senat, dass er angesichts dieser Geschichtsvergessenheit seinen Einfluss auf den Namen des städtischen Kinderkrankenhauses geltend macht. Der Senat ist außerdem gefordert, ein angemessenes Gedenken an Professor Hess sicherzustellen.“
Zum Hintergrund: Prof. Rudolf Hess (1886-1962) war ab 1928 leitender Arzt der Kinderabteilung an der Krankenanstalt Bremen. Beim Bau der neuen Kinderklinik von 1929 bis 1934 war er auch der fachliche Berater. Die Mutter von Rudolf Hess war Jüdin, deshalb wurde er im Januar 1934 aus ‚rassischen Gründen‘ entlassen. Er überlebte das NS-Regime in einem Versteck in der Lüneburger Heide. Nach Kriegsende wurde Prof. Hess 1945 erneut Leiter der Kinderklinik, ehe er 1955 in den Ruhestand ging. Die Klinik erhielt 1966 zu seinem Andenken den Namen Prof.-Hess-Kinderklinik.
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