Das Mahnmal, das an die massenhafte systematische Beraubung von Jüd*innen im Nationalsozialismus erinnern soll, kann statt an der stark belebten Schlachte an den ruhigeren Weser-Arkaden entstehen. Das hat das von den Mahnmal-Initiator*innen und Grünen geforderte und jetzt vorliegende Gutachten zu den beiden Standort-Alternativen ergeben. Dabei punktet der Standort am Treppenaufgang zwischen Arkaden und Wilhelm-Kaisen-Brücke in mehrfacher Hinsicht: der Mahnmal-Entwurf von Künstler*in Evin Oettingshausen lässt sich hier ohne Abstriche umsetzen, das Gedenken ist in ruhigerer Umgebung möglich und auch die Kosten fallen mit rund 440.000 Euro deutlich niedriger aus. An der Schlachte würde das Vorhaben ca. 590.000 Euro kosten, hinzu kämen weitere Ausgaben in Höhe von gut 240.000 Euro u.a. für eine Rampe. Dem Beirat Mitte obliegt es nun, in enger Abstimmung mit der Jüdischen Gemeinde den Mahnmal-Standort festzulegen.
Die kulturpolitische Sprecherin Kai Wargalla, die sich neben den Mahnmal-Initiator*innen für die Alternativen-Prüfung eingesetzt hatte, erklärt dazu: „Es war der richtige Weg, diese Schleife zu drehen und den alternativen Tiefer-Standort einer gleichwertigen Prüfung zu unterziehen. Das hat zwar das Mahnmal-Vorhaben zeitlich etwas verzögert, aber die Standortfrage ist eben auch eine elementar wichtige Entscheidung. Es ist gut, dass wir uns diese Zeit genommen haben. Zumal die Prüfung des alternativen Tiefer-Standorts auch von der Initiative, Künstler*in und Jüdischer Gemeinde unterstützt wurde. Die Ergebnisse der Prüfung zeigen, dass der alternative Tiefer-Standort sehr gut als Erinnerungsort für das Mahnmal geeignet ist. Die Kosten wären geringer, aber vor allem wäre das Mahnmal dort in seiner ästhetischen und erinnerungskulturellen Wirksamkeit so umzusetzen, wie es im künstlerischen Entwurf vorgesehen ist. Das sind gute Nachrichten, die uns einen großen Schritt voranbringen, so dass hoffentlich bald die Entscheidung fällt und mit dem Bau angefangen werden kann.“
Das geplante Mahnmal erinnert an die wirtschaftliche Dimension des Holocaust, die Beraubung und Existenzvernichtung der Jüd*innen. Hauptprofiteur der sog. ‚Aktion M‘ war Kühne + Nagel. Der Logistik-Konzern unweit der Weser-Arkaden hat geraubte Möbel von jüdischen Deportierten durch Europa nach Deutschland transportiert und an der sog. ‚Arisierung‘ erheblich verdient. Aber auch andere Unternehmen und das Bremer Finanzamt sowie die Bremer Bürger*innen haben von der Beraubung der Jüd*innen profitiert.
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