Karsten Bischoff: Die Grünen und Gaza

Es reicht!

Der Völkermord in Gaza scheint die Grünen nicht zu interessieren. Wie ist es sonst zu erklären, dass es kein Aufschreien, keine Forderung nach einem völligen Verbot von Waffenlieferungen und kein Protest von Seiten der Grünen kommt. (Wir müssen aufpassen, dass uns F. Merz nicht in Sachen Frieden überholt.)

War es nicht einmal eine Partei mit unbedingtem Friedenswillen? Das war einer der Gründe, weshalb ich vor 44 Jahren dort eingetreten bin.

Israel hat bisher keinen Frieden mit seinen Nachbarn gepflegt. Das Narrativ, die Guten gegen die Bösen durchzieht die staatliche Existenz. Erinnert sei an die Nakba und die Forderung nach einem Großisrael, welches ein angeblicher Gott ihnen versprochen haben soll.

Jetzt wird ein gnadenloser Krieg gegen die Palästinenser geführt, die rechtmäßigen Bewohner in Gaza und im Westjordanland vertrieben, ermordet und in Gettos gesperrt. Frauen und Kinder werden wahllos verwundet, verstümmelt und durch Bomben ihres Hauses und ihres Lebens beraubt. Die Grausamkeiten der israelischen Armee sind nicht zu beschreiben. Aushungern für die Interessen Israels. Wir liefern auch noch die tödlichen Waffen, anstatt Nahrung und Medikamente nach Gaza zu schicken. Unterdrückung,Vertreibung und Raub prägen die Politik Israels auch im Westjordanland. Und die Grünen? Schweigen und dulden. Warum holen wir die schwer verwundeten Kinder nicht nach Deutschland und versorgen sie hier medizinisch?

Mit Waffen, Geld und Lügen fechten die Zionisten einen ungerechten Krieg und führen die Welt an der Nase herum. Dabei sind sie die wahren Unruhestifter im Nahen Osten.

Wie viele Überfälle, Massaker und Demütigungen hat es in den palästinensischen Gebieten und nicht nur in Gaza gegeben. Nur der 7. Oktober scheint zu interessieren. Ich bin kein Freund der Hamas und verurteile den Überfall. Aber es ist wichtig, den historischen Gesamtzusammenhang zu erkennen, um zu verstehen, das der Hass sich irgendwann Bahn bricht. Die Palästinenser sind Menschen wie wir alle, und sind ebenso viel wert wie jüdische Mitbürger dieser Welt. Und alle haben sich den Grundsätzen der Menschlichkeit und der Menschenrechte einzufügen.

Die Grünen haben offensichtlich ihren Grundsatz der Gewaltlosigkeit abgelegt. Die Partei hat Angst sich offen zu diesem Grundsatz zu bekennen. Woran liegt das?

Es fehlt der Mut zum Widerspruch, es fehlt die offene Auseinandersetzung, die Aufarbeitung der wahren Geschichte Israels, und es gibt offensichtlich viele „Israelfreunde“ in unseren Reihen, welche die Linie der deutsch-israelischen Gesellschaft kritiklos unterstützen.

Israel als Staat (friedlich und innerhalb der damals definierten Grenzen) müssen wir stützen, aber wir haben auch eine historische Verantwortung den Palästinensern gegenüber. Die Zweistaatenlösung muss endlich realisiert werden.

Unsere Staatsräson müsste lauten: Frieden und Gerechtigkeit in der Welt, eine diffuse Antisemitismusformel verhindert keinen Krieg und keine Gewalt.

Ich bin lieber Kritiker des gegenwärtigen Zustands, also möglicherweise Antisemit, als dass ich Lügen, Kriege, Kolonisierung, Apartheid und Verstöße gegen die Weltordnung unterstütze.

Ohne Frieden ist alles Nichts

Mit dieser Begründung sind die Grünen für mich nicht mehr wählbar. Ich hadere mit der Mitgliedschaft bei den Grünen, wie viele andere auch.

Karsten Bischoff

Bremerhaven


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