Anita Okoro: Klimaschutz ist Antifaschismus: Warum ich mich als Antifaschistin bezeichne 19. Februar 202520. Februar 2025 Kürzlich wurde ich gefragt, ob ich keine Angst hätte, als autonom zu gelten, weil ich mich als Antifaschistin bezeichne. Die Frage hat mich nachdenklich gemacht – nicht, weil ich Zweifel an meiner Haltung habe, sondern weil sie zeigt, wie sehr der Begriff Antifaschismus in den letzten Jahren verzerrt wurde, so sehr, dass, obwohl ich eine afrodeutsche Frau bin, es nicht selbstverständlich sein mag, sich auch als Antifaschistin zu bezeichnen. Für mich ist klar: Antifaschistin zu sein ist nicht einfach nur daher gesagt und Antifaschismus keine Randposition, sondern eine demokratische Selbstverständlichkeit. Ohne den Kampf gegen Faschismus hätten wir heute keine Demokratie. Viele antifaschistische Stimmen tragen dazu bei, die Demokratie, wie wir sie heute kennen zu schützen – und damit dann mehrheitlich das grundlegende Menschenrecht auf die Unversehrt des Leben des Menschen. Sonst ist klar, dass ohne diesen Grundsatz für einander es für alle mehr Leid zu bedeuten hat. Antifaschismus bedeutet, aus der Geschichte zu lernen und sich gegen Ideologien zu stellen, die Menschen in „wertvolle“ und „weniger wertvolle“ Leben einteilen. Es bedeutet, rassistische, antisemitische und menschenverachtende Strukturen zu erkennen und ihnen entgegenzutreten. Es bedeutet für mich, sich im Alltag gegen strukturellen Rassismus zu wehren und diskriminierende Mechanismen nicht zu leugnen. Die Tatsache, in Frage gestellt zu bekommen, die antifaschistische Haltung nicht nach außen zu tragen, zeigt deutlich, in welchem gesellschaftspolitischen Dilemma wir uns befinden. In Zeiten eines bedrohlichen Rechtsrucks gehen Menschen auf die Straße, um eine Haltung gegen menschenverachtende Machenschaften zu zeigen. Gleichzeitig fühlen sich viele ohnmächtig, wenn es darum geht, diese Mobilisierung nachhaltig zu verstetigen. Liegt es daran, weil es dann doch am Ende des Tages zu radikal empfunden wird, im Alltag Klare Kante zu zeigen? Dass es überhaupt als radikal gilt, gegen Faschismus zu sein, ist ein Problem. Wer Antifaschismus mit Extremismus gleichsetzt, verharmlost den eigentlichen Extremismus – den der Faschisten. Ich bin Antifaschistin, weil ich nicht tatenlos zusehen will, wie autoritäre und menschenfeindliche rechtsextreme Bewegungen wieder erstarken. Weil ich glaube, dass Demokratie Haltung und Engagement erfordert. Engagement auch dahingehend, Vielfalt zu stärken. Erst recht in einem patriarchalen System mit Hang zum Neofaschismus. Ob das für manche autonom klingt, ist nicht mein Hauptaugenmerk. Mir ist wichtiger, dass wir nicht zulassen, dass Antifaschismus als verdächtige Haltung erklärt wird – genauso wenig, wie die Bezeichnung Klimaschützerin. Es sollte selbstverständlich sein. Anita OkoroDelegierte des Bundesdiversitätsrats von Bündnis 90/Die GrünenDelegierte im Medienrat der BREMAGründerin der sozialen Klimaschutzinitiative Climate Friendly Bremen — Die „Meinung am Freitag“ (MaF) ist ein Meinungsformat der GRÜNEN im Land Bremen. Sie hat den Zweck, fernab von Veranstaltungen eine Kommentierung politischer, gesellschaftlicher oder parteiinterner Ereignisse zu ermöglichen. Die Beiträge geben stets ausschließlich die persönliche Meinung der Autor*in wieder, nicht die der gesamten Partei. Möchtest du auch einen Meinungsbeitrag einreichen? Dann sende uns deinen Beitrag plus ein Foto von dir bis spätestens Mittwoch, 12 Uhr mittags an info@gruene-bremen.de.