Simon Metzger: Die Debatte zu Migration war gut, aber wir können noch besser!

Ich habe mich sehr gefreut über die fortgesetzte LMV zur ausführlichen Debatte zum Thema Migration. Es tut gut, in einem geregelten Rahmen diese kontroverse Debatte mit den vielen verschiedenen Argumenten auszutragen und am Ende mit riesiger Mehrheit sich auf einen Beschluss zu einigen. Ich finde es in der aktuellen Lage wirklich wichtig, dass wir als Partei insbesondere zu so umstrittenen Themen diskutieren.

Ich glaube, dass wir damit einen Schritt in die richtige Richtung gegangen sind – wurde doch zuletzt häufig angemahnt, dass wir wieder mehr miteinander diskutieren wollen.

Aber wer hat da eigentlich diskutiert? Das lässt sich sehr leicht zusammenfassen: Ehemalige und aktuelle Amts- und Mandatsträger*innen und Mitglieder der Grünen Jugend. Das hat den einen oder die andere durchaus erstaunt, aber so ungewohnt ist dieses Bild nicht. Dass Menschen, die schon mal den Kopf öffentlich für „die Grünen“ ganz allgemein hinhalten mussten, auch bereit sind, die innerparteiliche Debatte zu prägen, verwundert wenig und das ist auch erstmal gut so. Aber warum beteiligen sich so wenig einfache Mitglieder an den Debatten auf den Landesmitgliederversammlungen?

Ich glaube, dass wir da von der Grünen Jugend lernen können: Es wird sich gemeinsam inhaltlich und rhetorisch auf so eine Versammlung vorbereitet und vor Ort gibt es auf jeden Fall Unterstützung – Ermutigung und Applaus vor der Rede, Applaus und Feedback danach. Das führte dazu, dass sich letzten Dienstag mehrere Menschen getraut haben, ihre erste Rede auf einer LMV zu halten. Man darf sich auch mal verhaspeln und bekommt trotzdem Anerkennung für den Mut und die Mühe, sowie die formulierten Argumente.

In der Partei versuchen wir über das Mentoring-Programm ebenfalls politisches Empowerment zu organisieren – vielleicht kann da noch in diese Richtung gearbeitet werden?

Außerdem glaube ich, dass es sehr wichtig ist, dass wir versuchen, mit den Redner*innen noch respektvoller umzugehen: Zwischenrufe mögen im Parlament an der Tagesordnung sein – wenn wir aber als Partei inklusiver und vielfältiger debattieren möchten, sollten wir uns disziplinieren und darauf (sowie auf Buh-Rufe sowieso) verzichten. Wenn ich als neues Mitglied erlebe, wie andere für ihre Positionen ausgebuht werden, macht mir das keinen Mut, mich für eine Rede einzuwerfen.

Einige Parteifreund*innen sagten mir gegenüber bei der Versammlung, das sei nun mal eben so und früher sei noch viel härter sich angeschrien worden – das mag wohl sein. Wer aber eine vielfältige und inklusive Partei möchte, lernt dazu und schafft ein einladendes Umfeld, in dem wir anständig miteinander umgehen und nicht das lauteste Argument zählt. Stattdessen diskutieren wir gemeinsam im geordneten Verfahren stimmen ab. Wir begrenzen uns im Vergleich zu anderen Parteien deutlich mehr (bspw. durch quotierte Redelisten und begrenzte, ausgeloste Debattenbeiträge) in unseren Diskussionen und das ist auch gut so.

Lasst uns weiter miteinander argumentativ ringen, wenn es nötig ist und dabei versuchen, dass nicht nur die gleichen 50 Leute auf den LMVn reden – sondern sich nach und nach möglichst viele der 1288 Mitglieder gerne mit ihren wichtigen Positionen, Haltungen, Erfahrungen und Argumenten einbringen in die innerparteiliche Diskussion.

Die „Meinung am Freitag“ (MaF) ist ein Meinungsformat der GRÜNEN im Land Bremen. Sie hat den Zweck, fernab von Veranstaltungen eine Kommentierung politischer, gesellschaftlicher oder parteiinterner Ereignisse zu ermöglichen. Die Beiträge geben stets ausschließlich die persönliche Meinung der Autor*in wieder, nicht die der gesamten Partei.

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