Hermann Kuhn zur Freiheitsbewegung in Belarus 3. September 2020 Ich meine … … dass der Kampf der Belarus*innen unsere volle Unterstützung braucht! Am vergangenen Samstag haben – zum zweiten Mal – Frauen und Männer mit weiß-roten Fahnen auf dem Bremer Marktplatz für Freiheit und Demokratie in Belarus demonstriert. Sie hatten auf dem Pflaster des Marktplatzes mit Kreide einen Zellenraum von 6 qm aufgemalt, in dem in Minsk über 50 Menschen im Polizeigefängnis eingesperrt worden sind, lange Stunden ohne Wasser und Nahrung. Dazu Bilder der misshandelten und gefolterten Menschen, Aussagen über die Folgen der Verhaftungen. Im Kreis hatten sie 40 Schuhpaare aufgereiht, zur Erinnerung an die Menschen, die bis heute verschwunden sind. Und sie haben daran erinnert, dass es vor allem auch die Frauen sind, die in Belarus gegen die Verletzung der elementaren Menschenrechte aufstehen. Welch ein Mut, gegen die Willkürherrschaft auf die Straße zu gehen und alles zu wagen! Angesichts dieser Ereignisse, angesichts der Versuche des Diktators Lukaschenko, die freie Berichterstattung aus dem Land zu behindern, angesichts der Drohungen von Putin, „brüderliche Hilfe“ zu leisten, wenn Lukaschenkos Machtbasis bröckelt – angesichts all dessen haben die Frauen und Männer, die in Belarus ihre Heimat haben und hier in Bremen leben, uns am Samstag eindringlich aufgefordert, sie zu unterstützen und damit die Menschen in Belarus. Einige Bremerinnen und Bremer waren auch am Samstag wieder dabei, aber zu wenige, viel zu wenige. Vor allem ist die Stimme der demokratischen Parteien dabei bisher nicht zu hören gewesen. Auch die Stimme der Grünen nicht. Ein paar Tage zuvor hatte eine Veranstaltung im Rathaus daran erinnert, dass vor 40 Jahren eine Gruppe von polnischen Gewerkschaftern der Solidarnosc in Bremen vom Kriegsrecht überrascht wurde. Es waren damals vor allem die Grünen mit Christine Bernbacher, die für sie Unterstützung der ersten Stunde organisiert haben – den Kampf um Freiheitsrechte unterstützen wir immer und überall, das steht in der grünen Geburtsurkunde und war immer selbstverständlich. Ist es heute noch so? Ich wäre sehr froh, wenn meine Zweifel in den nächsten Wochen widerlegt würden und die Grünen ihren Teil dazu beitragen, dass bald deutlich wird: Bremerinnen und Bremer stehen auf der Seite dieser mutigen Menschen. Das ist das Mindeste, was wir tun können und müssen. Hermann Kuhn