Offener Brief: Eine Zukunft für die Schule Borchshöhe 24. Januar 2020 Sehr geehrter Herr Meyer-Heder, wir wenden uns heute mit dem Anliegen an Sie als CDU-Landesvorsitzenden, vor einer endgültigen Entscheidung zur Zukunft der Schule Borchshöhe, das Gespräch im Sinne der besten Lösung für die Schüler*innen fortzuführen. Uns erreichen seit Tagen Briefe von Eltern, die sich große Sorgen um ihre Kinder machen. Die Schule Borchshöhe hat mit ihrem jahrgangsübergreifenden und hochdifferenzierten Lernkonzept für Schüler*innen der 1. bis 6. Klasse weit über Bremen hinaus Renommee erworben. Sie ist mehrfach mit bundesweiten Preisen ausgezeichnet worden, u.a. 2017 mit dem Deutschen Schulpreis. Für die Bildungslandschaft in Bremen, sind gerade solche Schulen ein wichtiges positives Signal weit über die Landesgrenzen hinaus. Es zeigt, dass auch in einem schwierigen Umfeld Erfolge möglich sind, wenn alle Beteiligten mit gutem Willen zusammenarbeiten. Wir hören von vielen Eltern, dass sie ihre Kinder mit Bedacht an diese Schule schicken, weil das jahrgangsübergreifende Lernen die Entwicklung von lernstarken und lernschwachen Kindern gleichermaßen und in besonderer Weise fördert. Diese persönliche Einschätzung wird durch viele Studien wissenschaftlich belegt und hat sich vor allen Dingen in der täglichen Praxis der Schule bewährt. Die Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern haben in den vergangenen Jahren eine große Identifikation mit dieser Schule entwickelt. Es ist für uns unverständlich, dass dieses bildungspolitische Leuchtturmprojekt nun durch die Blockade einer rechtssicheren Lösung durch CDU-Vertreter*innen gefährdet wird. Wir wenden uns an Sie, weil Sie sich nicht nur in Ihrem Wahlkampf für bessere Bildung, pragmatische Lösungen und eine Kultur des Machens ausgesprochen haben. Wir haben deshalb die Hoffnung, dass Sie die bisherige Haltung der CDU in dieser Frage noch einmal überdenken und sich persönlich in die Debatte einbringen. Wie Sie wissen, sind die Klassenverbände 5 und 6 an der Borchshöhe bisher de facto eine Dependance der Oberschule Lerchenstraße. Dieses Modell funktioniert aber so nicht mehr: Die Oberschule Lerchenstraße ist mittlerweile überangewählt, was zur Folge hatte, dass nicht genügend Schüler*innen der Borchshöhe ‚Losglück‘ im Anwahlverfahren hatten. Dadurch war im letzten Schuljahr die Klasse 5 an der Borchshöhe unterbesetzt und im Umkehrschluss die Zahl der Schüler*innen für die fünften Klassen der Lerchenstraße zu hoch. Um das preisgekrönte Konzept der Schule Borchshöhe trotz der dargelegten Probleme fortzuführen, könnte das Modell der Schule nach § 13 Abs. 1 des Bremischen Schulgesetzes rechtlich einwandfrei zum Schuljahr 2021/22 als Schulversuch eingerichtet und bis zur Jahrgangsstufe 10 als Wahrnehmungs+Entwicklungs-Standort (W+E) erweitert werden. Dies ist der Wunsch von beiden Schulen und hätte den Vorteil, dass die Schüler*innen von der Borchshöhe nicht mehr in der siebten Klasse der Lerchenstraße eingegliedert werden müssten. Zugleich würde das Gymnasium Vegesack entlastet, weil dort dann ein W+E-Klassenverband weniger zu Gunsten von zusätzlichen Gymnasialplätzen eingerichtet werden könnte. Bei den bisherigen Gesprächen haben die damit betrauten CDU-Vertreter*innen diese Lösung unter Verweis auf den Schulkonsens abgelehnt. Ein Hauptargument war, dass dies ein Präzedenzfall für weitere Schulversuche sei und damit das Zwei-Säulen-Modell in Frage gestellt werde. Dies ist aus unserer Sicht kein schlüssiges Argument, denn es handelt sich in diesem Fall um eine Ausnahme für eine existierende Schule, die diese Schulform bereits seit langer Zeit erfolgreich anwendet. Es gibt in Bremen keine weiteren Schulen dieser Art und dementsprechend kann eine solche Ausnahme keine weiteren Präzedenzen begründen. Wir sind darüber hinaus bereit eine schriftliche Erklärung abzugeben, dass während der Laufzeit des Schulkonsenses außer der Borchshöhe keine weiteren Schulversuche für Klasse 1 bis 10 genehmigt werden. Unser Eindruck ist, dass die CDU-Vertreter*innen in dieser Frage bisher Ideologie über die pädagogisch beste Lösung für die Kinder stellen. Dies ist umso unverständlicher, als die CDU das Vorzeige-Modell der Schule Borchshöhe bei der Vereinbarung der bisherigen Schulkonsense nicht in Frage gestellt hatte. Mehr noch: selbst die CDU-Beiratsfraktion hat sich im Grundsatz für eine Fortführung des Schulmodellversuches ausgesprochen. Dass nun die Bürgerschaftsfraktion zu einem anderem Beschluss findet, ist für die Menschen vor Ort nicht nachvollziehbar. Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Sie sich als CDU-Vorsitzender in dieser Frage vom pädagogisch Besten für die Kinder leiten lassen. Wir können uns nicht vorstellen, dass Sie einen erfolgreichen Bildungsansatz ohne Not zerschlagen wollen. Wir schlagen Ihnen ein Spitzengespräch unter den Vorsitzenden der am Schulkonsens beteiligten Parteien vor, um die Frage der Schule Borchshöhe noch einmal unter Berücksichtigung aller Aspekte beraten zu können. Mit freundlichen Grüßen Alexandra Werwath Florian Pfeffer Landesvorstandssprecherin Landesvorstandssprecher