Pflegende Kinder und Jugendliche nicht vergessen!

Pressemitteilung der Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft

In Bremen fehlen verbindliche Strukturen, aus denen Kinder und Jugendliche unterstützt werden, die kranke Eltern oder Verwandte pflegen. „Das darf nicht so bleiben“, mahnt Sahhanim Görgü-Philipp, sozialpolitische Sprecherin der Grünen-Bürgerschaftsfraktion. Aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen zur Situation pflegender Kinder und Jugendlicher geht hervor, dass bestehendes Engagement in der Fachöffentlichkeit bislang kaum zu konkreter Hilfe führt. „Diese jungen Menschen brauchen in ihrer besonderen Lebenssituation und Leistung mehr Aufmerksamkeit und konkrete Unterstützung“, fordert Görgü-Philipp: „Viele Young Carer bleiben viel zu oft unsichtbar und treten natürlich auch nicht fordernd auf. Kinder, die Verantwortung für pflegebedürftige Angehörige übernehmen, tragen viel zu früh schon Lasten, die eigentlich Erwachsene schultern sollten – zeitlich, seelisch und auch wirtschaftlich. Sie verdienen dafür nicht nur Bewunderung, sondern vor allem gezielte Entlastung und Schutz!“

Kinderrechte sind konkret: Der Senat muss helfen

Im Land Bremen könnten nach bundesweiten Hochrechnungen mehr als 6.000 Kinder und Jugendliche regelmäßig Angehörige pflegen. Viele von ihnen tun das im Verborgenen – oft ohne Unterstützung, ohne Ansprechpartner*innen und mit erheblichen Auswirkungen auf ihren Schulalltag, Ausbildung, Freizeit und seelische Gesundheit. In Bremen gibt es weder eine systematische Erfassung der Zahl betroffener junger Menschen noch Haushaltsmittel, um ihnen zu helfen.

Kinderschutz ist auch Schutz vor Überforderung

Zwar sei durch die Gründung der Bremer AG „Young Carer“ mit vielen Ehrenamtlichen ein wichtiger Anfang gemacht – doch trotz deren dankenswerter Sensibilisierungs- und Selbsthilfeprojekt habe die Lebenswirklichkeit der Betroffenen im Verwaltungsalltag zu wenig Gewicht, betont Görgü-Philipp: „Wenn wir die Kinderrechte im Land Bremen ernst nehmen, müssen wir pflegende Kinder aber viel besser wahrnehmen, sie ansprechen, aufsuchen und konkret unterstützen. Dazu gehören eine feste Verankerung im Jugendhilfe- und Gesundheitssystem, die Sensibilisierung von Schulen und niedrigschwellige Unterstützungsangebote in allen Stadtteilen.“ Die Grünen fordern die Senatorin für Gesundheit und den Senator für Kinder und Bildung auf, gemeinsam mit dem Sozialressort einen Handlungsplan für pflegende Kinder und Jugendliche zu erarbeiten. „Denn Kinderschutz bedeutet auch, Kinder vor Überforderung zu bewahren. Bremen braucht verbindliche Strukturen, um Young Carer zu erkennen, zu begleiten und zu entlasten – nicht nur und erst, wenn sie selbst um Hilfe bitten“, erklärt Görgü-Philipp abschließend.