Bremer Kitas brauchen schnell Hilfe – und genauso dringend einen Plan für die Zukunft!

KITA

Die Notlösung darf nicht zur Dauerlösung werden: Wir erwarten von Senatorin Aulepp eine klare Strategie zur Fachkräftequalifizierung


Auch die Grünen-Bürgerschaftsfraktion sieht den Bedarf, in Bremer Kitas trotz fehlendem ausreichend qualifiziertem Personal schnell mehr Verlässlichkeit zu schaffen und unterstützt deshalb die Idee der Bildungssenatorin, kurzfristig zusätzlich vermehrt Quereinsteiger*innen für die Arbeit mit Kindern zu gewinnen. „Die Situation ist aktuell für Kinder, ihre Familien und das Personal nicht mehr tragbar. Wenn verlässliche Betreuung oder gar Bildung immer wieder nicht gewährleistet werden können, steht kurzfristiger Handlungsbedarf außer Frage“, sagt Franziska Tell, kinder- und bildungspolitische Sprecherin der Grünen. Sie fordert aber mehr Weitsicht: „In der Gesetzesausgestaltung von Senatorin Aulepp bleibt die wichtige Frage offen: Wie geht es mit der Ausbildung und Weiterqualifizierung von Fachpersonal weiter, um die bestehende Fachkräftelücke so schnell wie möglich wirklich zu schließen? Auf diese und weitere Fragen erwarten wir von der Senatorin Antworten, bevor wir einer Gesetzesänderung unsere Zustimmung geben können.“

Denn während der Gesetzesvorschlag zwar Wege für mehr Menschen eröffnet, in den Kitas zu arbeiten, enthält er bisher keine Strategie zur nachhaltigen Weiterqualifizierung und grundsätzlichen Fachkräftegewinnung. „Das aber ist die notwendige Grundlage, die jetzt geschaffen werden muss, um schnellstmöglich wieder eine qualitativ hochwertige Betreuung in allen Kitas sicherstellen zu können. Sonst wird die Notlösung zur Dauerlösung“, warnt Tell: „Deshalb erwarte ich, dass auch im Gesetzentwurf des Senats eine Strategie zur Weiterqualifizierung angelegt wird. Wenn wir jetzt das Gesetz anfassen, muss es auch die Sicherheit bieten, langfristig allen Kindern qualifizierte frühkindliche Bildung zur Verfügung stellen zu können, ohne sie auf einzelne Zeitfenster am Tag zu reduzieren.“

„Die Notlösung darf nicht zur Dauerlösung werden:
Wir erwarten von Senatorin Aulepp eine klare Strategie zur Fachkräftequalifizierung!“

Ein erster Baustein könnte ein Angebot von Minimalqualifizierungen für geeignetes Personal sein, beispielsweise über einen Vorbereitungskurs „Basiswissen Kita“. In Niedersachsen wurde im Rahmen der Einstellung von Drittkräften ein Curriculum entwickelt. „Mit den Bildungsträgern in Bremen muss schnell ein ähnliches Angebot aufgebaut werden“, fordert Franziska Tell. „Das kann jedoch nur der Anfang sein – denn solche Einstiegskurse allein werden pädagogischen Standards nicht gerecht, sie können lediglich Grundlagen aufbauen. Hat jemand in der Kita dann aber Erfahrung gesammelt, muss es niedrigschwellige Möglichkeiten zur praxisintegrierten (Weiter-)Qualifizierung geben. Bereits aus dem Gesetz muss klar hervorgehen, dass Qualifizierung das Hauptziel ist.“  

Die Sprecherin für Kinder- und Bildungspolitik ergänzt: „Aber auch für die grundständige Aus- und Weiterbildung von Kitapersonal ist eine gute Strategie notwendig, die den aktuellen und künftigen Personalbedarfen gerecht wird. Eine zentrale Rolle spielt dabei aus unserer Sicht eine gute Bewerbung von Ausbildungsmöglichkeiten. Die Praxisintegrierte Ausbildung (PiA), die in der Kombination aus Theorie und Praxis mit einer Bezahlung von Beginn an für viele Menschen attraktiv ist, ist dabei ein wichtiger Baustein – und auch die Finanzierungsmöglichkeiten anderer Ausbildungsformen müssen für alle an der Arbeit mit Kindern Interessierten leicht verständlich sein. Zudem müssen Möglichkeiten geprüft werden, Personen schneller zu qualifizieren und vorhandene Qualifikationen etwa von ausgebildeten Kinderpfleger*innen und Sozialpädagogische Assistent*innen anzuerkennen und anzurechnen.“ Aus Sicht der Grünen-Fraktion muss auch noch einmal grundsätzlich geklärt werden, wie ausländischen Fachkräften mit pädagogischen Abschlüssen ein unkomplizierter Einstieg ermöglicht werden kann: „Im Ausland erworbene Abschlüsse, wie zum Beispiel Bachelor-Abschlüsse, werden noch viel zu oft nicht anerkannt“, so Franziska Tell.