Unter dem Pflaster liegt noch Stadt: Bremen schafft Entsiegelungskataster

Pflastersteine und Platten, Asphalt, Beton und Fliesen – wo sie wegkönnen, kann Wasser versickern und die Natur sich erholen.

Die vollständige Dokumentation gepflasterter oder asphaltierter Flächen soll die Grundlage für systematische Entsiegelung und die Förderung von Grünflächen in der Stadt bilden. Mit der Kartierung öffentlicher Flächen wird Transparenz für die Öffentlichkeit geschaffen, wo die Stadt Entwässerungsproblemen, Hitzestress und Biodiversitätsverlust konkret entgegenwirken und stattdessen wasserdurchlässigen Boden und natürliche Ökosysteme neu schaffen kann. „Damit werden der Senat und öffentliche Einrichtungen Anregungen und Vorbilder auch für die Entsiegelung privater Flächen liefern. Denn Pflastersteine und Fliesen unter freiem Himmel können an viele Stellen einfach entfernt und durch wasserdurchlässige Flächen ersetzt werden“, sagt Bithja Menzel, die bau- und stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Grünen in der Bremischen Bürgerschaft. Die Stadtbürgerschaft debattiert heute einen entsprechenden Antrag der drei Regierungsfraktionen, der auf ihre Initiative hin entwickelt wurde.

„Konkretes Handeln für eine bessere Zukunft ist ein alltägliches Mittel gegen den Frust und Schrecken angesichts neuester Klimaprognosen und immer mehr aussterbender Arten. Von der Entwicklung zur klima- und wasserresilienten Schwammstadt profitiert zugleich die Biodiversität in der Stadt“, erläutert Menzel. „Indem wir letztlich einfache Maßnahmen wie das Aufbrechen verschlossener Flächen und das Begrünen gepflasterter Plätze beginnen, von diesen Aktivitäten erzählen und uns gegenseitig motivieren, kann das schon viel konkrete Veränderung bewegen. Buchstäblich an jeder Ecke schlummert Potenzial, uns gegen heiße Tage und trockenen Wochen zu wappnen und die Stadtnatur zu beleben: Pflastersteine und Platten, Asphalt, Beton und Fliesen können großflächig und auch kleinteilig entfernt werden – überall dort, wo sie keine wirklich notwendige Funktion haben. Wo keine Schadstoffe sich mit Regenwasser vermischen, kann es einfach versickern und so Druck von Kanälen und Kellern nehmen. Das gilt für Vorgärten genauso wie für Parkplätze, für Schulhöfe ebenso wie für Firmengelände oder Terrassen. Auch manche Straßen können wasserdurchlässiger gestaltet werden.“

„Das neue Entsiegelungskataster wird zunächst für öffentliche Flächen zeigen, wo und warum es in Bremen versiegelte Flächen gibt – so kann bei der Entsiegelung jetzt nach Größe und Nutzen priorisiert werden. Stück für Stück, Stein um Stein werden sich dann Flächen verändern lassen – und es wäre toll, wenn diese Entwicklung auch viele Bremerinnen und Bremer bestärkt, selbst etwas für die Umwelt und einen guten Umgang mit den Folgen der Klimakrise zu tun: Vielleicht entwickeln sich auch in Bremen Wettbewerbe wie in den Niederlanden, wo Bürger*innen und Gemeinden darum kämpfen, wer am meisten entsiegelt und den größten Haufen Pflastersteine freilegt“, wünscht sich Menzel.