Der Flughafen Bremen ist für die Wirtschaft in der Region von großer Bedeutung. Das geht aus einer Studie hervor, die am Mittwoch im Hafenausschuss vorgestellt wird. Die Grünen würdigen den Flughafen einerseits als Jobmotor, fordern andererseits aber eine ehrliche Debatte über die zukünftige Ausrichtung und die Klimakosten.
Dazu erklärt der wirtschaftspolitische Sprecher der grünen Bürgerschaftsfraktion, Robert Bücking: „Bremen ist ein europaweit bedeutsamer Standort der Luft- und Raumfahrtindustrie. Dass der Flughafen für die Wirtschaft unserer Stadt enorm wichtig ist, liegt auf der Hand. Die Studie liefert dazu aktuelles Zahlenmaterial und zeichnet die vielfältigen Verflechtungen zwischen dem Bremer Wirtschaftsleben und dieser besonderen Infrastruktur nach. Wenn es gut läuft, ist der Flughafen ein Jobmotor. Die großen Beschäftigungs- und Steuereffekte, die sich aus den Leistungen des Flughafens ableiten, müssen bei der Diskussion um seine Zukunft klar im Auge behalten werden. Gegenüber anderen deutschen Flughäfen vergleichbarer Größe ist der Flughafen Bremen von einem hohen Anteil an Geschäftsreisen geprägt. Dies ist einerseits ein großer Pluspunkt des Flughafens. Andererseits wir müssen hier sehr aufmerksam sein und offen und ehrlich über eine mögliche künftige Ausrichtung reden. Ob der Geschäftsreiseverkehr seine bisherige Bedeutung auch in Zukunft beibehält, ist schließlich alles andere als klar. Videokonferenzen sind in vielen Fällen eine solide Alternative geworden.“
Philipp Bruck, klimapolitischer Sprecher der Fraktion, ergänzt: „Wir begrüßen, dass der Flughafen Bremen im Rahmen seiner Handlungsmöglichkeiten Schritte in Richtung eines klimaneutralen Betriebs der Flughafeninfrastruktur geht und sich mit den Klimafolgen auseinandersetzt. Die vom Gutachter gewählte Herangehensweise zur Berechnung der Klimakosten halten wir aber für irreführend. Anstelle der Kosten, die der private Anbieter Atmosfair für Kompensationsprojekte im Globalen Süden aufruft, sollten die erwarteten Klimaschäden betrachtet werden. Das Umweltbundesamt geht dafür von 680 Euro pro Tonne CO2 aus. Damit lägen die Klimakosten des Bremer Flugbetriebs nicht bei 17, sondern 445 Millionen Euro im Jahr. Überdies lässt die Studie offen, was uns die errechneten Klimakosten konkret sagen sollen. Es ist Aufgabe der Politik, diese Zahlen einzuordnen und daraus politische Konsequenzen zu ziehen. Auch hier fordern wir eine ehrliche Diskussion, wie die Emissionen des Flugverkehrs mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens zusammenpassen. Aus klimapolitischer Sicht muss es darum gehen, mit der CO2-Bepreisung eine Lenkungswirkung zu erzielen, die die Einhaltung der Klimaziele auch im Flugverkehr sicherstellt. Parallel müssen die Alternativen zum Flugverkehr gestärkt werden.“
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