Mehr Fernwärme in Bremen: Alle Informationen zur umweltfreundlichen Heizungsalternative

Die Wärmewende ist ein bedeutender Hebel für den dringend benötigten Klimaschutz. Um den Ausstoß von Treibhausgasen zu minimieren und den Klimaschutz voranzubringen, sollen in Bremen die Heizmöglichkeiten auf Fernwärme umgestellt werden. Am 8. Februar ist der Bau der rund sieben Kilometer langen Verbindungsleitung vom Fernwärmenetz Universität in den Stadtteil Vahr gestartet. Durch sie fließt ab 2023 die moderne und umweltfreundliche Fernwärme aus dem Müllheizkraftwerk Oken bis in Bremens größtes Fernwärmegebiet „Ost“ und damit nach Hastedt, Sebaldsbrück, Hemelingen, in die Vahr sowie zum Mercedes-Benz Werk Bremen. Mit der neuen Verbindungsleitung erhalten zusätzlich rund 25.000 Haushalte und das Mercedes-Benz Werk Bremen die umweltfreundliche Fernwärme aus dem Müllheizkraftwerk.

Was ist Fernwärme?

Viele Häuser haben noch einen eigenen Heizkessel im Keller, der mit Erdöl oder Erdgas betrieben wird. Fernwärme bedeutet, dass die Wärme an anderen Orten erzeugt wird, indem Wasser zum Beispiel in Kraftwerken oder durch industrielle Abwärme erhitzt wird, um dann über gut isolierte Leitungen an die Verbraucher*innen geleitet zu werden. Nachdem das Wasser seine Wärme abgegeben hat, fließt es zum Wärmeerzeuger zurück. Es entsteht ein Kreislauf.

Im Bremer Beispiel wird in dem Müllheizwerk Oken der Bremer Hausmüll entsorgt, wodurch Energie freigesetzt wird, die sogenannte Abwärme. Dieses „Nebenprodukt“ wird als Fernwärme an den Verbraucher*innen weitergeleitet. So brauchen diese keine fossile Heizungsanlage mehr und der CO2-Ausstoß wird reduziert. Diese Fernwärmeleitungen sollen nun gebaut werden.

Warum sind Fernwärmeleitungen relevant für den Kohleausstieg?

Zum einen werden Nebenerzeugnisse wie hier die Abwärme aus dem Müllheizkraftwerk sinnvoll genutzt. Was vielen nicht klar ist: Der dringend nötige Kohleausstieg zieht oft Probleme nach sich, da auch mit der Abwärme von Kohlekraftwerken über Fernwärmeleitungen Häuser beheizt werden. Das Müllheizkraftwerk ist jetzt eine alternative Wärmquelle für diese Häuser und damit kann das Kraftwerk Hastedt stillgelegt werden.

Wie ist der Streckenverlauf der neuen Fernwärme-Verbindung?

Dieses Fernwärmnetz soll vom Müllheizkraftwerk Oken bis in den Bremer Osten führen. In der Karte ist der grobe Streckenverlauf eingezeichnet.

Welche Klimabilanz wird diese Fernwärme-Verbindungsleitung haben?

Die künftige Klimabilanz der neuen Verbindungsleitung beläuft sich auf 40.000 Tonnen CO2-Einsparung jährlich. Rund 3,2 Mio. Bäume würden benötigt, um die gleiche CO2-Menge in ihnen zu speichern.

Für diesen Bau müssen 159 Bäume gefällt werden. Rund 90 Prozent können unmittelbar in den Stadtteilen nachgepflanzt werden.

Was haben Verbraucher*innen davon, wenn sie mit Fernwärme heizen?

Fernwärme ist nicht nur für das Klima gut, sondern auch für die Verbraucher*innen. Wie bereits erwähnt, haben viele Haushalte noch eigene Heizkessel zu Hause. Diese müssen gewartet und im Zweifel repariert werden.

Erklärtes Ziel aller Bremer Fraktionen ist es laut Klima-Enquete-Bericht bis 2038 klimaneutral zu sein. Da Heizungsanlagen oft um die 20 Jahre halten, werden sehr bald nur noch erneuerbare Heizungsanlagen neu eingebaut werden dürfen, das sind hauptsächlich Wärmepumpen oder eben Anschlüsse an die Fernwärme. Ein Landeswärmegesetz soll dies so schnell wie möglich regeln. Der Umbau auf eine Wärmepumpe ist im Vergleich zur Fernwärme recht aufwendig. Jede Person, die an eine Fernwärmeleitung angeschlossen werden kann, spart sich somit viel Stress und die damit verbunden Kosten. Ein Gutachten aus der Enquete-Kommission hat sogar gezeigt, dass zukünftig erneuerbare Wärme in den Wärmenetzen die Fernwärme günstig macht, denn egal ob die Wärme aus der Weser oder von der Sonne genutzt wird, sie steht zunächst kostenlos zur Verfügung.

Darüber hinaus sind Verbraucher*innen nicht mehr abhängig von Erdöl oder Erdgas. Ihre Wärme wird in der Region produziert und kommt quasi gebrauchsfertig zu Hause an. Zudem spart man Platz ohne Heizkessel.

Warum hat die Planung dieses Fernwärmenetzes vier Jahre gedauert?

Vier Jahre hatte die Planung bis zum ersten Spatenstich gedauert, da es ein breites Verfahren der Bevölkerungsbeteiligung gegeben hat. Uns GRÜNEN sind Bürgerbeteiligung und eine transparente Kommunikation wichtig für eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung und dafür die bestmögliche Lösung für alle Beteiligten zu finden. Entlang der Trassenführung können nach der Fertigstellung der Leitung weitere Verteilnetze ausgebaut werden. So kann der Fernwärmeeinsatz im Gebäudesektor, wie im Enquete-Bericht vorgeschlagen, weiter steigen.

swb investiert 200 Mio. Euro in den Kohleausstieg

Der Bau der Leitung durch die swb-Gesellschaft wesernetz, dem örtlichen Netzbetreiber, ist ein wichtiger Meilenstein für den Kohleausstieg von swb. Wenn die Leitung im Jahr 2023 fertig ist und das Blockheizkraftwerk in Bremen Hastedt den Betrieb aufgenommen hat, kann der letzte der ehemaligen swb-Kohlekraftwerksblöcke stillgelegt werden. Insgesamt investiert swb mit der Verbindungsleitung und dem erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerk 200 Mio. Euro in den Kohleausstieg und spart rund 2,5 Mio. Tonnen CO2 ein. Das entspricht etwa 14 Prozent der Bremischen Gesamtemissionen.

Ist der Kohleausstieg der Gaseinstieg?

Das Kohlekraftwerk hat Strom und Wärme erzeugt. Der Strom wird zukünftig aus Wind- und Solarenergie kommen. Für sogenannte „Dunkelflauten“, wo kein Wind weht und keine Sonne scheint, braucht es aber sichere Back-Up-Stromerzeugungsanlagen. Die Wärme wird zukünftig durch die Abwärme aus dem Müllheizkraftwerk ersetzt und ein neues „Gas-Blockheizkraftwerk“ von swb in Hastedt. Die swb ersetzt damit teilweise ein Kohlekraftwerk durch ein Erdgaskraftwerk.

Die Klimabilanz von Gas ist besser als die von Kohle, allerdings hätte es auch Lösungen geben können, die komplett aus erneuerbaren Energien bestanden hätten, wie z.B. Großwärmepumpen. Das neue Gas-Kraftwerk kann lediglich mit 20 Prozent Wasserstoff betrieben werden und kann damit auch in Zukunft nicht mit grünem Wasserstoff und damit ausschließlich auf Basis erneuerbarer Energien laufen. Der Enquete-Bericht sagt deutlich, dass solche Fehlinvestitionen eigentlich nicht mehr getätigt werden dürfen.

Darum hat Wärme aus Fernwärme Bremen noch großes Potenzial!

„Wie groß das Potenzial von Fernwärme für die CO2-Einsparungen im Gebäudesektor sein kann, wurde erst unlängst im Abschlussbericht der Bremer Klima-Enquete-Kommission beschrieben“, so Maike Schaefer. „Betrachtet man die Kosten pro eingesparter Tonne CO2 und die Zeit, in der wir das Bremer Klimaziel erreichen wollen, ist Fernwärme eine relativ günstige Investition in den Klimaschutz.“ Sieben Kilometer Transportleitung seien ein Anfang.

Laut Enquete-Bericht sollten bis 2038 220 Kilometer Leitungen hinzugekommen. „Das ist nicht nur der letzte Baustein für den Kohleausstieg in Bremen, sondern auch der Beginn der Wärmewende. Mit vielen neuen Wärmenetzen werden Bremen und Bremerhaven in nicht mal zwei Jahrzehnten klimaneutral“, so Philipp Bruck, klimapolitischer Sprecher der GRÜNEN-Fraktion und Mitglied der Enquete-Kommission.

Weitere Infos zu Daten und Fakten gibt es auf der Seite der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau sowie auf der Seite der swb.